meint Özlem Dikmen, die seit diesem Sommer die Landesleitung von Philip Morris Österreich übernommen hat. Wir nutzten die Möglichkeit zu einem Gespräch mit ihr.
Sie sind in Istanbul in eine österreichische Schule gegangen. Hat Ihre Familie einen Österreich-Bezug oder war das Zufall?
Das hat einen familiären Hintergrund. Mein Vater war selbst Unternehmer im Textilbereich und hatte einige große Kunden aus Deutschland. Wir hatten also oft Gäste bei uns, die Deutsch sprachen und ich konnte sie nicht verstehen. Ich war schon immer jemand, der eine klare Idee davon hatte, was ich will und was nicht – und ich wollte unbedingt Deutsch lernen. Es gab dann in Istanbul zwei Möglichkeiten: die österreichische Schule bzw. die deutsche. Ich habe mich kulturell auf der österreichischen Schule deutlich wohler gefühlt, daher habe ich mich dafür entschieden.
Wie sieht Ihr Leben derzeit aus: Haben Sie Ihren Lebensmittelpunkt nach Wien verlegt oder pendeln Sie wochenendweise in die Schweiz?
Für mich war von Anfang an klar, dass ich mit meiner neuen Position nach Wien ziehen werde, also ich habe alles daran gesetzt, so schnell wie möglich meinen Lebensmittelpunkt nach Österreich zu verlegen. Glücklicherweise habe ich schnell eine Wohnung gefunden und mich bereits sehr gut eingelebt.
Es war mir aber auch von Beginn an sehr wichtig, den österreichischen Markt mit seinen Besonderheiten besser kennen zu lernen und zu verstehen. Das geht meiner Meinung nach nur, wenn man nicht nur für Termine hierher kommt, sondern auch abseits vom Geschäft die Kultur und die Menschen erlebt.
Mit welchen konkreten Zielen haben Sie den Job in Wien angetreten? Oder gibt es einen bestimmten Arbeitsauftrag aus dem Konzern?
Ich habe mir für meine neue Rolle von Beginn an klare Ziele gesteckt. Ich setze alles daran, unseren multi-kategoriellen Ansatz weiter auszubauen und voranzutreiben, um erwachsenen Raucherinnen und Rauchern eine breite Vielfalt an Alternativen zur Zigarette anzubieten. Als Geschäftsführerin ist es meine Vision, das Wachstum unserer Next-Generation-Produkte zu beschleunigen, die nicht nur für uns, sondern auch für die Trafikantinnen und Trafikanten viel Potenzial bieten.
Wie ist Ihre persönliche Herangehensweise an die Aufgabe als Managing Director? Philip Morris Austria ist in den vergangenen Jahren ja personell stark gewachsen. Ist die Chef-Rolle für Sie ein Bürojob auf der Basis von Zahlen und Informationen aus der Mitarbeiter-Hierarchie oder versuchen Sie auch, sich selbst und vor Ort ein Bild zu verschaffen?
Meine persönliche Herangehensweise als Managing Director ist stark von einem praxisorientierten Ansatz geprägt. Es ist kein Geheimnis, dass ein weltweit agierendes Unternehmen wie Philip Morris International auf Zahlen und Daten angewiesen ist, um Erfolge messbar zu machen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Diese zahlenbasierte Arbeitsweise sehe ich auch als essenziell an. Dennoch ist die Rolle für mich weit mehr als ein Bürojob. Natürlich gibt es Zeiten, in denen ich im Büro sein muss, um mich mit Kolleginnen und Kollegen abzustimmen und strategische Entscheidungen zu treffen. Aber mir ist es genauso wichtig, direkt vor Ort Erfahrungen zu sammeln. Ich trete regelmäßig in persönlichen Dialog mit Trafikantinnen und Trafikanten sowie anderen externen Stakeholdern, das geht nicht vom Schreibtisch aus.
Auf meinem Weg zur Arbeit, den ich so oft wie möglich zu Fuß zurücklege, besuche ich verschiedene Trafiken und tausche mich aus. Diese persönlichen Gespräche sind mir extrem wichtig, um persönliche Beziehungen aufzubauen und von einander zu lernen. Ich habe auch bereits Dienstreisen unternommen, die ausschließlich dem Besuch von Trafiken in anderen Bundesländern gewidmet waren.
Ihr Unternehmenssprecher Florian Gross hat kürzlich gemeint, dass mittlerweile rund 30% der Verbrauchsprodukte für Tabakerhitzer nicht in Österreich gekauft und versteuert werden – könnte dies ein Hebel sein, mit dem die Politik von einer Änderung oder gar Streichung des Zulassungsverfahrens überzeugt werden könnte? Immerhin entgeht dem österreichischen Finanzminister auf diese Art immer mehr Geld …
Sie sprechen unsere Tabaksticks TEREA an, die bereits in fast ganz Europa, allen voran in allen unseren direkten Nachbarländern, erhältlich sind. In Österreich können wir aber, aufgrund der regulatorischen Gegebenheiten, weder Innovationen noch Variantenvielfalt anbieten. Die Auswirkungen der fehlenden Zulassung sind, dass rund jeder dritte erhitzbare Tabakstick nicht in Österreich verkauft und versteuert wird. Das führt geschätzt zu einem Tabaksteuerentfall von etwa 180 Millionen Euro bis Ende 2025 und entgangenen Handelsspannen für die Trafikantinnen und Trafikanten von knapp 100 Millionen Euro. Ich denke, im Finanzministerium ist man sich dieser Thematik sehr wohl bewusst. Man muss jedoch sagen: Das Finanzministerium ist nicht für die Zulassungen zuständig.
Mit der Marke Thunder ist PMA inzwischen auch auf dem Pouch-Markt vertreten. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung dieses Segments? Sind hier Neuheiten oder Änderungen geplant?
Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung unseres Pouch-Segments mit der Marke THUNDER. Wir beobachten den Markt sehr genau und sind bestrebt, auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer erwachsenen Kundinnen und Kunden einzugehen. Die positive Resonanz zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Noch sind Nikotinpouches gesetzlich nicht geregelt. Befürworten Sie eine Aufnahme dieser Produkte ins Tabakmonopol – auch wenn dies mit einer zusätzlichen Besteuerung verbunden wäre?
Wir begrüßen jede Form von angemessener Regulierung explizit und folgen in diesem Fall dem Wunsch der Trafikantinnen und Trafikanten zur Aufnahme von Nikotinpouches ins Tabakmonopol. Gerade bei den Pouches hat es in den letzten Monaten positive Entwicklungen in den einzelnen Landesgesetzen im Jugendschutzbereich gegeben, das sehe ich äußerst positiv. Eine bundesweite Lösung ist sicher sinnvoll, aber natürlich nur dann, wenn sie auch angemessen und praktikabel ist – dies gilt aus unserer Sicht für alle sensiblen Produkte.
Das vollständige Interview können Sie ab 15. November in der druckfrischen Printausgabe von TRAFIK aktuell nachlesen.