Am 7. und 8. Juni luden Wirtschaftskammer und Berufsvertretung zu Diskussionen, Keynotes, Workshops und einer eintägigen Messe. Fotos: MH
Zur Feier des runden Jubiläums war das Monopol nun schon 240 Jahre und 1 Monat alt, aber solche Details sollten dem Feiern keinen Abbruch tun, wie auch Moderatorin Silvia Schneider – bekannt von zahllosen BAT-Awards – meinte: „Das war ein sehr früher sozialer Gründungsgedanke, der auch heute noch aktuell ist.“
In das gleiche Horn stieß auch WK-Steiermark-Vizepräsidentin Gabi Lechner: „Kaiser Josef II. war seiner Zeit weit voraus. Auch heute haben die Trafikanten als Berufsgruppe einen besonderen Stellenwert – und nicht zuletzt ist die Trafik ja auch ein Ort der Begegnung.“
Begrüßungsrede
WKO-Präsident Harald Mahrer begann seine Begrüßung mit den Worten „Für Genuss braucht man sich nicht genieren – er gehört zum Leben dazu. Und bekanntlich macht ja erst die Dosis das Gift.“ Dazu spielten die Trafikanten eine viel größere Rolle, als das die Öffentlichkeit bemerken würde: „Trafikanten wissen oft mehr als der lokale Polizist oder Pfarrer. Und Trafiken sind in einer immer virtueller werdenden Welt einer der letzten realen Orte.“
Mahrer sieht den Berufsstand auch als Zukunftsmodell: „Es gibt laufend Innovationen und neue Produkte, hier ist Offenheit mit Hausverstand gefragt.“

Das Programm
Nach einer Videobotschaft von Finanzminister Brunner und einem Impulsvortrag zum Thema Harm Reduction ging es in die drei Diskussionsrunden. „Zukunft der Trafiken“setzte die neuen risikoreduzierten Produkte in den Mittelpunkt. KMU-Forscher Wolfgang Ziniel beleuchtete auf Basis seiner Studie die Notwendigkeit, die wegbrechenden Zigaretten-Umsätze zu substituieren und BAT sowie Philip Morris sahen sich mit ihren diesbezüglichen Angeboten gut aufgestellt.
„Regulatorisches Umfeld“ war nach einer kurzen Pause der zweite Themenblock. Hier forderte EU-Abgeordneter Lukas Mandl (2 Tage vor der EU-Wahl) ein Ende von Überregulierung und Verbotspolitik. JTI-Sprecher Ralf-Wolfgang Lothert hob hervor, dass das österreichische Goldplating – also die extra-strengen Zulassungsvoraussetzungen – der Idee der Vereinheitlichung des Binnenmarktes zuwider laufe. Was zur Folge hat, dass sonst überall erhältliche neue Produkte nur bei uns nicht auf den offiziellen Markt kämen, es aber sehr wohl über die Grenzen schaffen. Der Leiter der Abteilung Gesundeit der AK NÖ, Bernhard Rupp, vermisst eine „leidenschaftslose faktenbasierte Diskussion“ und endlich die überfällige Berücksichtigung von Harm Reduction. Auch CEDT-Präsident Peter Schweinschwaller meint: „Wir rufen die Kommission seit Jahren dazu auf, sich mit eigenen Studien eine Meinung über die neuen rauchlosen Nikotinprodukte zu bilden. Stattdessen werden einfach alle industriefinianzierten Arbeiten pauschal abgelehnt.“ Zum Thema AGES holt JTI-Sprecher Lothert tief Luft: „Die neuen Produkte gehören ins Monopol – samt Nikotinsteuer und Regelung durch das TNRSG. Derzeit haben wir bei der AGES aber die Situation, dass wir mehr Tabak-Kontrollore als das 10x größere Deutschland haben. Doch die kümmern sich nicht um illegale Ware. Es wäre an der Zeit, die Kontrollen in den Trafiken zu beenden!“

Der dritte Themenblock „Inklusion“ war mit MVG-Chef Hofer, Lotterien-Generaldirektor Erwin van Lambaart, Bundesgremialobmann Wolfgang Streißnig sowie KOBV-Präsident Franz Groschan prominent besetzt. Hannes Hofer meinte: „Tabakmonopole gibt es auch in Ungarn, Italien, Spanien und Frankreich, aber unsere soziale Ausrichtung ist ein Alleinstellungsmerkmal. Derzeit versuchen wir, diesen Aspekt mehr in die Öffentlichkeit zu tragen.“ Lotterien-Chef van Lambaart sah das 240jährige „Jubiläum als Grund, zu Recht stolz zu sein. Für die Casinos Austria AG als Konzern ist langfristige Planbarkeit wichtig und da sind die Trafikanten der wichtigste Partner der Lotterien. Wir bringen ja immer wieder neue Spiele und Produkte auf den Markt – und diese neuen Angebote werden auch von einem jüngeren Publikum gut angenommen. Was auch für die Trafikanten gut ist.“
Womit könnte der Berufsstand zukunftssicher gemacht werden? Dazu hatte Wolfgang Streißnig seine Liste bereit: „Die Nikotinpouches müssen monopolisiert werden. Und bei dieser Gelegenheit können auch die E-Zigaretten neu bewertet werden. Beim Hanf sollte die österreichische Politik endlich den Vorbildern unserer deutschen Nachbarn und mittlerweile der Mehrheit der US-Bundesstaaten folgen. Dazu sind eine Reduktion der Freimengen für den Grenzübertritt sowie eine deutliche Flexibilisierung bei Nebenartikeln überfällig.“
Ausklang im Freien
Mit dem Essen von zwei Foodtrucks, Getränken von der Bar und geschützt von einem Regenzelt (das sich noch als notwendig erweisen sollte) konnte der erste Tag mit genüsslichen Gesprächen im Kreis der Kollegen ausklingen.

Messe & Seminare
Der Samstag stand als zweiter Tag des Branchenevents ganz im Zeichen der Messe und bot zudem sechs Fachvorträge und Schulungen in separaten Räumen. Die Messe war räumlich zweigeteilt: Im Foyer des Hauptgebäudes fanden sich die großen Vier der Tabakindustrie sowie, Asfinag, Geldservice Austria und die Lotterien. Die Mehrzahl der Aussteller war jedoch im Kellergeschoß des Parkhauses zu finden. Obwohl die Messe offiziell erst um 10 Uhr öffnete und noch letzte Handgriffe an zahlreichen Messeständen erforderlich waren tummelten sich schon davor interessierte Besucher in den Räumlichkeiten. Dafür ging es in der zweiten Nachmittagshälfte dann schon recht ruhig zu.
Organisation mit Schwächen
Nicht nur waren die Messestände auf zwei Locations und ebenso viele Untergeschoss-Ebenen aufgeteilt. Es fehlten auch Beschilderungen zum Messe-Eingang selbst sowie jegliche Hinweise auf die grundsätzlich vorhandenen Aufzüge. Ohne Gehbehinderung waren die teils steilen Treppen wohl kein Problem, man hätte es den Besuchern einer Branche, die einen Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent als Zugangshürde hat, aber leichter machen können, die barrierefreien Zugänge zu finden. Konsequenter Weise waren die Aufzüge von der Messe kommend ebenfalls ein Memory-Spiel (Wo bin ich reingekommen?) und die schweren Feuerschutz-Türen geschlossen – für Rollstuhlfahrer ohne hilfreiche Begleitung eine weitere Hürde.

Wenig überraschend war der Zugang zu den Seminarräumen genauso wenig gekennzeichnet. Und erst auf Zuruf einsamer Seminarveranstalter wurde auf die anstehenden Termine und Themen im Laufe des Tages via Durchsage im Messeareal aufmerksam gemacht. Von den Seminarräumen wäre nach dem ursprünglichen Plan die Hälfte nicht barrierefrei gewesen – auf Kritik aus der Trafikantenschaft wurde dann kurzfristig reagiert und beide Räume waren dann ohne Stiegen zu erreichen. Diese Änderung war jedoch so kurzfristig erfolgt, dass sie es nicht mehr ins Programmheft schaffte.