Raucher und Tabakwirtschaft sollen offenbar das immer tiefer werdende Budgetloch stopfen. Wir haben uns Hintergründe und Auswirkungen angesehen. Foto: Florian N. Hauptmann
Nach der Nationalratswahl im Herbst 2024 hatten die diversen Koalitionsverhandler beim Sichten der Daten festgestellt, dass die Staatsverschuldung dank Konjunkturknick inzwischen regelrecht davongelaufen war: Das Budgetdefizit lag deutlich jenseits der 3-Prozent-Grenze und rund 6,4 Mrd. Euro müssten eingespart (oder zusätzlich herein geholt) werden; ein Vertragsverletzungsverfahren der EU drohte. So richteten sich die einnahmenseitigen Begehrlichkeiten einmal mehr auf die – ohnehin schon exzessiv besteuerte – Tabakwirtschaft.
Die Zigaretten
Bei Zigaretten hätte das ursprüngliche Steuermodell bis inklusive 2026 ein Absenken der Preisabhängigen Komponente von 32 auf 31,5 Prozent bei gleichzeitiger Anhebung des 1.000-Stück-Preises um 3,50 Euro vorgesehen gehabt. Für eine Packung um 6,00 Euro hätte dies ein Tabaksteuer-Plus von 7 Cent bei gleichzeitiger Senkung um etwa 3 Cent bedeutet – ein Steuerplus von 4 Cent bei gleichbleibendem Verkaufspreis also.
Stattdessen mussten nun 7 Cent eingepreist werden. Schon dieser Unterschied hat nun dafür gesorgt, dass statt der langjährig häufigeren 20 Cent die Preise mehrheitlich um 30 Cent pro Packung angehoben wurden – die Grenze dessen, was allgemein als marktverträglich gilt.
Tabak zum Erhitzen
Bei dieser Kategorie wurde richtig zugelangt: Statt einer Kilosteuer von geplanten 197 Euro wurde die Tabaksteuer auf 339 Euro pro Kilo hochgejagt – eine Steuererhöhung um astronomische 72 Prozent. Statt einer Tabaksteuerbelastung von rund 1,10 pro Heets-Packung würde diese nun – je nach Tabakinhalt – um 78 (5,5 g) bis 93 Cent (6 g) steigen.

Diese Mehrbelastung in vollem Umfang preislich weiter zu geben hätte jedoch Preisabstände zu unseren mehrheitlich günstigeren Nachbarländern geschaffen, die den Markt faktisch zerstört hätten. Denn Heets bzw. Terea Sticks kosten in Slowenien und der Slowakei 4,70 Euro, in Ungarn zwischen 5,12 und 5,25 Euro und in Italien 5,50 Euro – nur in Deutschland (7,50 Euro) und der Schweiz (umgerechnet 8,20 bis 8,56 Euro) sind die Verbrauchsmaterialien noch teurer als bei uns.
Dazu kommt, dass Heets aufgrund der längst verfügbaren Nachfolgetechnologie in einer wachsenden Zahl von Ländern nicht mehr oder nur noch selten angeboten werden.
Wir verkaufen nun also dank des innovationsblockierenden Zulassungssystems das „alte Modell“ zum Wucherpreis. Kein Wunder also, dass schon bislang immer mehr Konsumenten mit Erhitzern auf der Straße zu sehen sind, deren Verbrauchsmaterialien es definitiv nicht in Österreich zu kaufen gibt. Quasi-Marktinhaber Philip Morris hatte schon im Vorjahr veröffentlicht, dass bundesweit rund 30 Prozent der in Erhitzern konsumierten Tabaksticks nicht im Land gekauft und versteuert wurden.
Folgen für die Spanne
Die Anhebung des Kleinverkaufspreises von Heets um „lediglich“ 50 Cent ist insofern also der Versuch der Industrie, zumindest einen Teil der Mehrbelastung herein zu holen, ohne gleichzeitig die Konsumenten in Alternativen anderer Kategorien oder über die Grenze zu treiben.
Logische Folge dieser Schere zwischen Preis und Steuer ist die deutliche Reduktion des Wirtschaftsnutzens und eine schmerzhafte Anhebung des Einkaufspreises. Sowie ein aus diesen Faktoren resultierendes Sinken der zuvor attraktiven Handelsspanne der Tabaktrafikanten, die mittlerweile der Mindest-Mindesthandelsspanne entspricht und sich nicht mehr vom Ertrag höherpreisiger Zigaretten unterscheidet.
Unterschiedliche Betroffenheit
Der Spannenverlust trifft sämtliche österreichischen Trafikanten. Für einzelne Bundesländer kommt jedoch hinzu, dass sich durch den Anstieg des Verkaufspreises auch noch die Preisabstände zu den jeweiligen Nachbarländern erhöhen.
Was für die westlichen Bundesländer Tirol, Vorarlberg und Salzburg aufgrund ihrer Nachbarn mit nochmals deutlich höheren Heets-Preisen keine Rolle spielt kann für Kollegen der südlichen und östlichen Bundesländer problematisch werden. Wir haben deshalb die Landesgremialobleute potenziell betroffener Regionen nach ihren Einschätzungen der möglichen Auswirkungen befragt.

Niederösterreich
Obmann Otmar Schwarzenbohler
- Wie verändert sich mit dem veränderten Tabaksteuermodell und den neuen Preisen die Spanne für Zigaretten?
Der neue gewichtete Durchschnittspreis für Zigaretten beträgt nun € 5,96 je 20 Stk. Packung. Die Mindestmindesthandelsspanne greift nun unter einem KVP von 5,90 und beträgt hier € 0,71 – die Handelsspanne bleibt mit 12,46 % vom KVP nahezu gleich.
Im oberen Preissegment (z.B. Marlboro KVP € 6,80) beträgt die Handelsspanne nun € 0,96 statt € 0,92 bis 31.3. (€ 6,50) und bleibt ebenfalls mit 14,19 % vom KVP nahezu gleich.
- Was bedeutet der höhere KVP für Trafiken Ihres Bundeslandes in der Nähe von Staatsgrenzen?
Bei unseren Nachbarländern liegt der WAP bei 5,78 Euro für Tschechien, 5 Euro für die Slowakei und 5,51 Euro für Ungarn. Hier sind die Preisabstände nicht so hoch, dass sich der grenzüberschreitende Einkauf sehr lohnen würde.
Das sieht bei den südlichen Bundesländern natürlich anders aus – speziell an der Grenze zu Slowenien mit seinem KVP von 4,79 Euro sind Verschiebungen zu erwarten, wenn dort die Preise nicht ebenfalls erhöht werden.
Insgesamt gibt es für mich wenig Überraschungen: Wie zu erwarten, gibt die Industrie die erforderlichen Preiserhöhungen nicht in vollem Umfang weiter. Die Preiserhöhung im Rahmen von 20 bis 30 Cent je Packung ist in der Regel marktverträglich.Damit können wir jedoch im besten Fall die aktuelle Inflation abdecken – nicht aber die Mehrkosten im Personal- und Energiebereich.
- Welchen Einfluss haben die deutlich erhöhte Tabaksteuer sowie der höhere EK von Heets auf die Handelsspanne der Trafikanten?
Bei den Tabakerhitzern ist der Gesetzgeber einer langjährigen Forderung von JTI gefolgt – nämlich die Tabakerhitzer steuerlich an die Zigarette anzunähern. Dies wäre bei einem starken Switch der Konsument:innen von der Zigarette hin zu Tabakerhitzern natürlich notwendig – jedoch nicht wie aktuell mit der Keule, sondern marktverträglich.
Um nicht den Markt vollständig an die Nachbarländer zu verlieren hat der derzeit einzige Anbieter am Markt die erforderliche Überwälzung der Steuererhöhung auf den KVP mit 50 Cent nur zur Hälfte weiter gegeben.
Dies bedeutet für uns Trafikant:innen, dass wir statt € 1,10 nur noch € 1,01 als Spanne je Packung erhalten – und das auch nur, weil hier die Mindestmindesthandelsspanne greift – ansonsten würden uns nur € 0,94 !!!! je Packung verbleiben.
Die ursprünglich für uns attraktive Spanne wird von der Regierung daher auf das Zigarettenniveau abgesenkt – herzlichen Dank dafür! Nachhaltige Inklusion sieht anders aus.
Generell muss danach getrachtet werden, den neuen Steuerplan für die nächsten Jahre, der ja heuer erarbeitet wird, wieder marktverträglich und spannenstabil für unsere Trafikant:innen zu gestalten.
- Welche Folgen hat der nun um 50 Cent erhöhte Heets-KVP für Ihr Bundesland? Ist hier statt mit Mehreinnahmen im schlimmsten Fall sogar mit einer weiteren Zunahme des grenzüberschreitenden Einkaufs und vielleicht sogar fallenden Umsätzen zu rechnen?
Aktuell werden ca. 39 % der in Österreich konsumierten HnB-Erzeugnisse im benachbarten Ausland gekauft. Hier ist aufgrund des nunmehrigen großen Preisunterschiedes mit einer weiteren Marktverwerfung in Richtung 50 % zu rechnen.
Wenn hier nicht raschestens auch in Österreich die neue Technologie vom Gesundheitsministerium zugelassen wird, war´s das für diese Kategorie. Der gesundheitspolitisch wünschenswerte Schwenk hin zu schadstoffärmerer Konsumation wird damit ad absurdum geführt.

Kärnten
Obmann Wolfgang Streißnig
- Wie verändert sich mit dem veränderten Tabaksteuermodell und den neuen Preisen die Spanne für Zigaretten?
Die Spanne steigt mit der Preiserhöhung und einem Packungspreis von nun 6,30 Euro von vorher 0,78 Euro auf 0,83 Cent. Ohne die Veränderung im Steuermodell wären es 0,85 Euro gewesen.
- Was bedeutet der höhere KVP für Trafiken Ihres Bundeslandes in der Nähe von Staatsgrenzen?
Wir sitzen in Kärnten ja immer in der Grenzsituation und ich habe die Befürchtung, dass der grenznahe Einkauf weiter zunehmen wird. Dazu kommt, dass viele Slowenen in Österreich arbeiten. Und da ist nichts einfacher, als sich mit der Mitnahme von legalen Mengen ein Körberlgeld zu verdienen. Noch dazu hören wir nichts von Preiserhöhungen in Slowenien.
Bei einem Treffen mit der Landesregierung habe ich deshalb die Idee aufgebracht, die Polizei- und Zollschüler aus den ansässigen Behördenschulen doch an die Grenze zu stellen und mit Kofferraum-Kontrollen „üben“ zu lassen. Das wäre zumindest eine Erinnerung an die Autofahrer, dass es eine Grenze mit Vorschriften gibt!
- Welchen Einfluss hat die stark erhöhte Tabaksteuer sowie der höhere EK von Heets auf die Handelsspanne der Trafikanten?
Die Tabaksteuer steigt von 0,95 auf 1,80 Euro – ohne die Novelle wären es 1,04 Euro gewesen. Nachdem der Preis aber nur um 50 Cent steigt sinkt die Handelsspanne von 1,26 auf 1,01 Euro.
Da sprechen wir ja immerhin von einem risikominimierten Produkt – das so zu besteuern ist eigentlich ein Wahnsinn.
- Welche Folgen hat der nun um 50 Cent erhöhte Heets-KVP für Ihr Bundesland? Ist hier statt mit Mehreinnahmen im schlimmsten Fall sogar mit einer weiteren Zunahme des grenzüberschreitenden Einkaufs und vielleicht sogar fallenden Umsätzen zu rechnen?
Der worst case wäre natürlich, wenn trotz starker Steuererhöhung weniger Tabaksteuer aus den Heets generiert wird! Wir haben ohnehin nur Iqos – durch das Fehlen von Alternativen haben wir bereits dadurch einen großen Wettbewerbsnachteil. Insofern hoffe ich auf eine rasche Umsetzung des erleichterten Meldeverfahrens statt des restriktiven Zulassungsverfahrens für Tabakerhitzer.
Der nächste Sommer kommt bestimmt, und dann bekommen die Touristen ihre gewohnte Ware nicht bei uns. Was macht denn ein Deutscher, der mit seinem Iluma-Gerät zu uns kommt und dann die Terea Sticks nicht kaufen kann? So verliert man als Trafik auch in Tourismusorten an Boden. Und nicht nur der Kärntner kauft in Slowenien oder Italien ein, auch der Tourist.
Bitter ist an der ganzen Angelegenheit, dass der hohe Beitrag der Tabakwirtschaft zur Rettung des Budgets aus aktueller Sicht sogar umsonst war – ein Defizitverfahren in Brüssel scheint jetzt ohnehin unvermeidbar.
Den vollständigen Artikel – dann auch mit den Stellungnahmen der Landesgremialobleute von Wien, OÖ, dem Burgenland sowie der Steiermark – können Sie ab 17. April in der druckfrischen Printausgabe von TRAFIK aktuell nachlesen.