Die CEDT als europäische Vertretung der Tabakeinzelhändler hat eine Umfrage in ihren Mitgliedsstaaten durchgeführt. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Insgesamt wurde im Befragungszeitraum Mai 2024 der Online-Fragebogen 9.374 Mal ausgefüllt; die Responsequote lag dabei zwischen rund 11% in Italien und knapp 1% in Belgien. Zwei der acht teilnehmenden Länder hatten weniger als 100 Antworten geliefert und wurden deshalb als statistisch nicht aussagekräftig bei den Ergebnissen ausgeklammert.
Demografisches
Im Gesamt-Durchschnitt liegt die Frauenquote bei 41 Prozent (Österreich: 40%), nur Ungarn mit 53 und Belgien mit 32 Prozent weichen hier signifikant ab. Bei der Berufserfahrung haben 78 Prozent der Teilnehmer mehr als acht Jahre vorzuweisen; in Ungarn liegt dieser Wert sogar bei 97 Prozent, die französischen Kollegen haben dafür eine auffällig hohe Quote von 42% mit weniger als acht Jahren Erfahrung.
Wo liegen die Geschäfte?
Gibt es auch bei Tabakeinzelhändlern eine Konzentration auf Ballungsgebiete? Wohl eher nicht: Nur 18 Prozent der Respondenten haben ihre Geschäfte in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern, weitere 32 Prozent liegen in Orten mit 10.001-99.999 Bewohnern. Dafür finden sich gleich 31 Prozent der Geschäfte in Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern.
Die nationale Verteilung ist dabei höchst unterschiedlich: Während Mini-Einzugsgebiete von weniger als 2.000 potenziellen Kunden in Belgien gerade mal drei Prozent ausmachen sind es in Frankreich gleich 27 Prozent! Österreich liegt mit neun Prozent näher am Durchschnitt, dafür verfügen wir mit gleich 32 Prozent in Orten zwischen 2.000 und 5.000 Einwohner in diesem Segment über die höchste Dichte des Vergleichs. Vor diesem Hintergrund überrascht auch nicht, dass speziell in Frankreich und Österreich der Tabakeinzelhändler am häufigsten das letzte im Ort verbliebene Geschäft darstellt.
Die Verkaufsflächen
Im Durchschnitt verfügt die Mehrheit aller Geschäfte über Flächen von 30-60 Quadratmetern (41%), weitere 31 Prozent sind zwischen 61 und 120 Quadratmeter groß. Und naturgemäß gibt es mehr Ausreißer nach unten (21% <30m2) als nach oben (8% >120m2).
National betrachtet sind die Unterschiede schon größer: In Belgien bietet gleich jedes sechste Geschäft über 120 Quadratmeter Verkaufsfläche, während derartige Konsumtempel in Italien und Ungarn nur jeweils 4 Prozent ausmachen (Ö: 7%). In der kleinsten Geschäftsgröße bis 30 Quadratmeter liegt Ungarn mit 39% vorne, gefolgt von Österreich mit 28%.
Kundenfrequenzen
Die mit 85 Prozent überwiegende Mehrzahl der europäischen Trafikanten hat Kundenfrequenzen von unter 500 Kunden pro Tag, weitere neu Prozent liegen im Bereich 501-700 Kunden (Ö: 8%) bzw. sechs Prozent über 700 Kunden (Ö: 5%).
In Italien (56%), Belgien (53%) und Spanien (52%) muss eine Mehrheit der Befragten mit weniger als 300 täglichen Kundenkontakten das Auslangen finden, während dies nur 39 Prozent der ungarischen Kollegen betrifft.
Bei den täglichen Stammkunden ist Österreich mit 75 Prozent Europameister; deren Anteil macht in Spanien nur 49 und in Belgien sogar nur 46 Prozent aus – dafür führen die Belgier mit 82 vor den französischen 78 Prozent bei den mehrmals pro Woche einkaufenden Stammkunden (Ö: 42%).
Die Nikotinprodukte
Am Wichtigsten für den geschäftlichen Erfolg ist klassischer Tabak mit knapp 70 Prozent in Spanien, schon gefolgt von Österreich mit über 60 Prozent. In Belgien macht dieses Segment gerade mal unter 30 Prozent aus. Tabak zum Erhitzen spielt in Ungarn mit mehr als 30 Prozent, Italien mit unter 30 Prozent und Österreich mit rund 20 Prozent eine wichtige Rolle, während er in Frankreich (5%) und Belgien (6%) eine untergeordnete Funktion hat. Dampferprodukte liegen in Italien, Frankreich, Österreich und Spanien zwischen 10 und 20 Prozent, ihr Beitrag für den Gewinn in Ungarn oder Belgien ist dafür vernachlässigbar.
Das höchste Wachstum von 2022 auf 2023 wird ebenfalls den Tabakerhitzern attestiert; hier sind Österreich und Ungarn die Spitzenreiter. Gemeinsam mit Spanien sehen die heimischen Trafikanten auch Zuwächse beim Feinschnitt.
Am pessimistischsten schätzen französische und belgische Tabakeinzelhändler ihren Geschäftsgang ein – mit Rückgängen in sämtlichen Segmenten und dem stärksten Wegfall bei der klassischen Zigarette, der auch in Ungarn signifikant sein dürfte.
Andere Standbeine
Lotterien und Wettgeschäft spielen generell eine prominente Rolle, Spanien mit 58% und Ungarn mit 61 Prozent Deckungsgrad in den Trafiken sind hier schon die Ausreißer nach unten.
Dienstleistungen im Bereich Post und Paketzusteller sind in Italien (66 bzw. 57%) und Frankreich (63 und 41%) weit verbreitet. In Spanien bietet jede zweite Trafik Postleistungen, hält sich aber aus der Paketzustellung raus – die belgischen Kollegen sind mit 44 Prozent bei Postdiensten schwächer, dafür kooperieren 7 von 10 mit Paketdiensten. Von den österreichischen Trafiken deklarierten sich 11 Prozent als Postpartner und 18% als Paketshops.
Ein weiteres Standbein bzw. Service sind für italienische (57%) und französische (54%) Tabakeinzelhändler die Bankgeschäfte, die auch in Spanien 29 und in Belgien 25 Prozent der Geschäfte anbieten. Österreich hat hier mit derzeit 10 Prozent noch Potenzial.
Zeitungen, Zeitschriften und Bücher sind in Belgien überall, in Österreich bei 93 und Frankreich bei 74 Prozent der Verkäufer zu haben. Glückwunschkarten und Billets gehören in Belgien mit 86 Prozent fix dazu, in Österreich werden sie durch 2 von 3 Trafiken angeboten.
Ein gutes Drittel der französischen und ein Viertel der italienischen Tabakverkaufsstellen sind an Bars oder Restaurants angeschlossen (Ö: 3%).
Schmuggel & Schwarzmarkt
Probleme dieser Art für den eigenen Geschäftsgang konstatieren 97 Prozent der französischen, 90% der belgischen und 81 Prozent der ungarischen Tabakfachhändler (Ö: 71%). Italien mit 42 Prozent darf hier als singuläre Insel der Seligen gelten – allerdings geben auch nur sechs Prozent der „sali e tabacchi“ an, in Grenznähe zu liegen (Ö: 29%, Durchschnitt: 19%). Die Händler im Hochpreis- und Plain-Packaging-Land Frankreich leiden am stärksten unter nicht im Land gekauften und versteuerten Zigaretten.