Die Wolkersdorfer Trafikantin Ulrike Stiermeier bildet sich ihren Personalnachwuchs selbst aus – eine viel zu selten umgesetzte Idee.
Das Problem, gutes Personal zu finden, ist auch Ulrike Stiermeier nicht fremd: Im vergangenen Jänner erst musste sie sich von einer Vollzeit-Mitarbeiterin trennen, weil es einfach nicht mehr gepasst hat. Und auch sie hat wiederholt die Erfahrung gemacht, dass allgemeine Handelserfahrungen kein Garant dafür sind, dass sich ein Mitarbeiter auch für die Arbeit in einer Trafik eignet.
Automat und Mensch
Die Lösung, stärker mit Automaten zu arbeiten, verfolgte auch die Wolkersdorfer Trafikantin: Ihre beiden Sielaffs wurden vor einiger Zeit um einen Spiralautomaten ergänzt, um eilige Kunden und Bedarf außerhalb der Öffnungszeiten bedienen zu können. Stiermeier schränkt aber ein: „Es war aber auch der Platz dafür vorhanden und die Gemeinde hat ebenfalls mitgespielt. Da haben wir es auf dem Land halt noch leichter.“
Die Idee, sich als Trafik seine eigenen Mitarbeiter auszubilden, hatte die Trafikantin aber schon länger: „Ich hatte schon früher mit Lehrlingen zu tun und hatte auch selbst den Wunsch, einen jungen Menschen auszubilden. Mein erster Versuch 2018 hat niemand Passenden gebracht, dann kamen die Pandemie und der Weitergabestopp. Jetzt war klar, dass meine Tochter Theresa übernehmen wird, da möchte ich ihr einen gut ausgebildeten Mitarbeiter zur Seite stellen können – jemanden, der alles von der Pike auf gelernt hat und das dann auch kann.“
Die Voraussetzungen
Ulrike Stiermeier und Tochter Theresa absolvierten die Ausbildnerprüfung, die lebenslang gilt. Im Anschluss beantragten sie die Ausbildungsberechtigung nach §3a des Ausbildungsgesetzes. Nach einer gemeinsamen Begehung des modernen Kioskes durch WKO und AK erhielten sie den positiven Feststellungsbescheid.
„Welche Vorteile hat eine Lehre in einer Trafik gegenüber großen Handelsketten? Da habe ich mir im Vorfeld einige Gedanken gemacht“ erklärt die Trafikantin. „In Wirklichkeit lernt ein Lehrling bei uns schon im ersten Jahr Dinge, die er in anderen Betrieben erst im dritten Lehrjahr machen darf/kann. Das hat nicht nur meinen Lehrling Irma, sondern auch ihre Eltern überzeugt.“
Rundum positive Erfahrungen
Seit August 2023 geht Irma nun in der Trafik Stiermeier in die Lehre. „Nach zwei, drei Wochen war sie schon eine echte Unterstützung. Ich bin mit einer Unterschenkelprothese gehbehindert und kann nicht lange schmerzfrei stehen. Irma kann mit mir aber den Schlussdienst machen, weil sie so eine Entlastung ist, auch bei den Abschlussarbeiten. Der Kühlschrank ist auch immer ordentlich und gut befüllt, das Lager übersichtlich und der Müll entsorgt. Das macht sie, ohne dass ich sie daran erinnern muss“, lobt die Lehrherrin. Auch die Kunden wurden schnell richtiggehende Fans der jungen Dame.
Sinnvolle Investition
Sorgen, dass ihr Lehrling sie mit dem Lehrabschluss verlässt, macht sich Ulrike Stiermeier derzeit wenig: „Irma versteht sich auch sehr gut mit meiner Tochter, die ja auch ihre nächste Chefin wird. Solange sie nicht weit wegzieht, bleibt sie vermutlich – auch weil sie das Geschäft und die Abläufe ja im Detail kennt. Uns täte es natürlich leid, sie zu verlieren. Für die Kollegen wäre es allerdings positiv, weil dann eine Trafik-Fachverkäuferin mit guter Ausbildung am Markt ist!“
Den vollständigen Artikel können Sie ab 15. Mai in der druckfrischen Printausgabe von TRAFIK aktuell nachlesen.