Bundesgremialobmann Wolfgang Streißnig im Gespräch zu Preiserhöhungen, Problemen und Plänen. Und darüber, wie schmerzhaft wichtig die Mindesthandelsspanne und die Mindest-Mindesthandelsspanne inzwischen geworden sind.
Welche Auswirkungen auf die Handelsspanne hat das fast schon übliche Spiel des Hinauszögerns von Preisanhebungen bei Zigaretten angesichts der dann kleineren Diskrepanz von Einkaufs- und Verkaufspreis?
Wenn die Tabaksteuer erhöht wird und die Preisanpassung später erfolgt, ist der Trafikant eindeutig der Verlierer.
Die folgenden Szenarienrechnungen verdeutlichen die möglichen Auswirkungen von Preisen unterhalb des WAP. In den Szenarien 1 und 2 wird deutlich, dass nicht die Handelsspanne, sondern die Mindesthandelsspanne zum Tragen kommt.
Diesmal sieht es nach 20 Cent aus und auch die gibt es nicht immer und überall. Wird das bei Annahme einer niedrigen Jahresinflation aus Sicht der Trafikanten genug sein?
Der Durchschnittspreis für Zigaretten lag in der letzten Periode bei 5,50 Euro, aktuell liegt er bei 5,77 Euro. Die Handelsspanne der Trafikanten beträgt bei diesem Durchschnittspreis 0,72 Euro, wie aus der Grafik ersichtlich ist. Liegt der Preis einer Packung unter 5,63 Euro, kommt die Mindesthandelsspanne zum Tragen.
Es ist wichtig anzumerken, dass die Handelsspanne oder der Deckungsbeitrag1 allein kein umfassender Maßstab für die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens sind. Insbesondere in Zeiten einer importierten Inflation steigen die Kosten für die Unternehmer stark an und es wird deutlich, dass eine ganzheitliche Betrachtung erforderlich ist. Die jüngste Kostenexplosion wird uns noch lange begleiten. Während optimistische Prognosen davon ausgehen, dass die Inflation in der Eurozone bereits Mitte 2024 erstmals unter das Inflationsziel der Eurozone von 2 % fallen könnte, ist in Österreich laut führenden Wirtschaftsforschungsinstituten in den nächsten Jahren nicht mit einem Unterschreiten dieser Marke zu rechnen.
Haben im Vorjahr – bei einer übers Jahr gesehen durchschnittlichen Inflationsrate von 7,8 Prozent – die damaligen Preiserhöhungen um 30 Cent nur deswegen knapp ausgereicht, weil NGPs wie Tabakerhitzer, Disposables und Pouches so stark wuchsen? Der Spannenzuwachs bei Tabakwaren war ja unter der Inflationsrate geblieben …
Ohne das positive Wachstum in den Produktsegmenten Tabakerhitzer, Einwegprodukten und Pouches wären die Teuerungseffekte durch die Inflation für die Trafikanten existenzbedrohend gewesen.
Es ist eine Tatsache, dass unser wichtigstes Standbein, die Zigarette, nicht mehr die Leistung erbringt, die wir uns wünschen.
Aufseiten der Politik habe ich seit Jahren den Eindruck, dass wenig Bereitschaft, an Stellschrauben der Tabaksteuer zu drehen, existiert – zumindest, solange das sichere Tabakgeschäft die steuerlichen Erwartungen einigermaßen erfüllt. Teilen Sie diese Einschätzung?
Nach meiner Einschätzung wird die Politik wohl erst dann an der Tabaksteuerschraube drehen, wenn das Inflationsziel der Eurozone von 2 % erreicht ist.
Das vollständige Interview ist ab 16. Mai in der druckfrischen Printausgabe von TRAFIK aktuell nachzulesen.