Wir haben die Landesgremialobleute von Bundesländern mit Staatsgrenze über die Auswirkungen der aktuellen Preiserhöhungen befragt. Foto: unsplash – Imre Tömösvári
Wolfgang Streißnig, Landesgremialobmann Kärnten ©Bundesgremium
Wie wird sich die mit durchschnittlich 20 Cent – nennen wir sie „maßvolle“ – Preiserhöhung bei Zigaretten auf Ihr Bundesland und hier speziell auf Geschäftslagen nahe der Grenze auswirken?
Die Preiserhöhung die ja durchaus zögerlich von statten geht wird sich was den grenzüberschreitenden Einkauf angeht hoffentlich nicht all zu stark auswirken. Grundsätzlich haben wir einen Anteil von nicht in Österreich versteuerter Ware von ca. 20%! Dies ist so oder so sehr bedauerlich für uns Trafikanten im grenznahen Bereich.
Hätte eine Erhöhung um 30 Cent daran etwas geändert?
Das ist schwer zu beantworten. Dieses Thema ist aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten. Zum einen gibt es den Preisunterschied zu Slowenien hin von € 1,20,– pro Packung. Die 10 Cent hätten wahrscheinlich nichts an der Gesamtsituation geändert. Fakt ist aber auch, dass unsere Kosten in jeder Hinsicht gestiegen sind. Und auch, dass wir mit unseren preisgebundenen Produkten sehr darunter leiden.
Tabak gehört eben zu den Inflationstreibern in Österreich. Wie es dieser Tage verlautbart wurde: Im EU-Raum liegt die Inflationsrate bei rund 2%, in Österreich bei 4,2%. Dies alles ist ein Indiz das uns gefährdet.
Ist allgemein in den Trafiken eine Verlagerung weg von höherpreisigen Marken hin zum günstigeren Segment oder gar Dreh- und Stopftabak zu beobachten? Oder sparen die Kunden woanders?
Aus meiner Sicht und aus meinem Geschäft kann ich sagen, dass der Kunde seiner Marke treu bleibt. In Einzelfällen ändert der Konsument sein Verhalten. Doch wenn überhaupt wechselt er häufig gleich zu rauchfreien Alternativen.
Barbara Mannsberger, Landesgremialobfrau Steiermark ©Mannsberger
Wie wird sich die mit durchschnittlich 20 Cent – nennen wir sie „maßvolle“ – Preiserhöhung bei Zigaretten auf Ihr Bundesland und hier speziell auf Geschäftslagen nahe der Grenze auswirken?
20 Cent sind für uns Trafikanten keine Inflationsabgeltung, für den Kunden dennoch eine Preiserhöhung, die er negativ wahrnimmt. Viele Produkte haben sich in den letzten 2 Jahren prozentuell viel stärker verteuert und der Kunde kauft sie dennoch.
Was die Einkäufe jenseits der Grenze anbelangt, so ist leider die Situation wie sie vor Corona war, wieder zur Gänze die gleiche. Dieser Kunde ist schon weg, egal ob die Preise bei uns um 20 oder um 30 Cent steigen.
Hätte eine Erhöhung um 30 Cent daran etwas geändert?
Ich denke, dass die Bilanz für uns Trafikanten positiv gewesen wäre, wir hätten eine höhere Spanne gehabt und der Kunde kauft entweder bei uns in der Trafik oder sowieso nicht in Österreich.
Ist allgemein in den Trafiken eine Verlagerung weg von höherpreisigen Marken hin zum günstigeren Segment oder gar Dreh- und Stopftabak zu beobachten? Oder sparen die Kunden woanders?
Wenn man ausreichend Kunden mit anzunehmendem Migrationshintergrund hat, wo nichts über eine ordentliche Markenzigarette geht, wird sich wohl wenig ändern. Bei vielen bleibt es beim Versuch auf eine billigere Marke umzusteigen, anders verhält es sich beim Stopfen, das erfreut sich großer Beliebtheit und wird auch noch neue Klientel finden.
Christian Hafner, Landesgremialobmann Vorarlberg ©J. Moosbrugger
Wie wird sich die mit durchschnittlich 20 Cent – nennen wir sie „maßvolle“ – Preiserhöhung bei Zigaretten auf Ihr Bundesland und hier speziell auf Geschäftslagen nahe der Grenze auswirken?
Ich bin selbst in Grenznähe und kann weder einen positiven noch negativen Effekt erkennen. Teils wundern sich sogar Kunden, dass die Preiserhöhung nur 20 Cent beträgt.
Hätte eine Erhöhung um 30 Cent daran etwas geändert?
Ich glaube nicht, dass dadurch irgendwelche Veränderungen der Kunden stattgefunden hätten. Ein gutes Beispiel war die Erhöhung im April 2023 um, im Schnitt knapp unter 3%, trotzdem ist der Markt mit Tabakwaren in Vorarlberg um 9,4% gewachsen. Die um 30 Cent teurere L&M wird von den Kunden angenommen wie bisher.
Ist allgemein in den Trafiken eine Verlagerung weg von höherpreisigen Marken hin zum günstigeren Segment oder gar Dreh- und Stopftabak zu beobachten? Oder sparen die Kunden woanders?
Nein. In Gesprächen mit dem Einzelhandel stelle ich fest, dass primär bei Kleidung und Lebensmitteln gespart wird.
Peter Schweinschwaller, Landesgremialobmann Niederösterreich
Wie wird sich die mit durchschnittlich 20 Cent – nennen wir sie „maßvolle“ – Preiserhöhung bei Zigaretten auf Ihr Bundesland und hier speziell auf Geschäftslagen nahe der Grenze auswirken?
Die Zeiten der großen Preisunterschiede sind ja nun vorbei, teils sind Marken schon jenseits der Grenze teurer, wie in Tschechien. Die Slowakei ist noch leicht billiger und Ungarn zieht voll nach in den kommenden Jahren. Also werden die 20 cts keine nachhaltige Auswirkung haben.
Hätte eine Erhöhung um 30 Cent daran etwas geändert?
Der Vorteil der besseren Handelspanne, resultierend aus der Anpassung nach oben, hätte uns allen gut getan und nichts an der Grenzsituation geändert, wie oben ausgeführt.
Ist allgemein in den Trafiken eine Verlagerung weg von höherpreisigen Marken hin zum günstigeren Segment oder gar Dreh- und Stopftabak zu beobachten? Oder sparen die Kunden woanders?
Der Vorgang ist langsam, aber ja, er findet statt. Daher würde ich den Trafikanten empfehlen, nicht Billigmarken zu promoten, denn damit geht es nicht nur um einige Cent wegen des niederen Preises, sondern und vor allen um eine wesentlich geringeren Handelsspanne.
Den vollständigen Artikel können Sie ab 18. April in der druckfrischen Printausgabe von TRAFIK aktuell nachlesen.