Nach sechs erfolglosen Verhandlungsrunden einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft am Mittwoch, 27. 12., doch noch im „alten“ Jahr.
Der Kernpunkt: Die Gehälter der Handelsangestellten steigen zwischen 8,3 und 9,2 Prozent, jene der Lehrlinge um 10 Prozent. Das neue Mindestgehalt für Berufseinsteiger liegt nun bei 2.124 Euro brutto.
Großer Abstand beim Start
Die Gewerkschaft war im Oktober mit der Forderung nach 11 Prozent für die 430.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge in die Verhandlungen gestartet, die Arbeitgeberseite hatte 5 Prozent und ab der dritten Gesprächsrunde eine zusätzliche Einmalzahlung von 800 Euro angeboten.
Zuletzt waren die Vorstellungen mit 8,48-9,38 Prozent auf Gewerkschaftsseite und 8 Prozent bei den Dienstgebern schon näher zusammen gerückt. Dazu stellt die last-Minute-Einigung im „alten“ Jahr sicher, dass 2024 mit gesicherten Voraussetzungen und ohne die bereits lautstark angekündigten Streiks starten kann.
Vorsichtige Zufriedenheit
WKO-Handelsobmann Rainer Trefelik zeigte sich grundsätzlich erfreut über eine Einigung „deutlich unterhalb der rollierenden Inflation“ und erleichtert darüber, dass es zu keinem Zweijahresabschluss gekommen sei: „Die Situation im Handel ist dermaßen volatil, dass wir hier jedes Jahr einzeln bewerten sollten.“
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will warnte angesichts des „historisch höchsten Handels-KV-Abschlusses“ davor, dass damit weder die Jobs noch die Betriebe gesichert wären – schließlich müsse jeder Euro mehr bei den Personalkosten erst verdient werden.
Für die Trafiken
Die Angestellten von Tabakfachgeschäften werden somit im kommenden Jahr pro Vollzeitstelle um rund 3.200 Euro teurer.
Wobei zum Kollektivvertrag alleine bekanntlich kaum Personal zu bekommen oder dauerhaft zu halten ist. Bei Verwendungsgruppe C und einer auch nur 10prozentigen Überzahlung kostet ein Vollzeit-Angestellter alljährlich zwischen knapp 42.000 und gut 45.000 Euro. Bei den nicht unüblichen Überzahlungen um 20 und mehr Prozent wird es prozentuell noch teurer.
Vorsichtig Wirtschaften!
Jede andere Branche kann Kostensteigerungen als Preiserhöhungen an die Konsumenten weiter geben. Dank Preisbindung bei Monopolprodukten, Lotto und Zeitschriften fehlt den heimischen Trafiken bei ihren wichtigsten Umsatzbringern diese essenzielle Flexibilität.
Umso bedeutender wird die Frage der frei gestaltbaren Verkaufspreise. Seit Jahren gleich bleibende empfohlene VKs weiterhin nicht zu hinterfragen und sich – aufgrund fehlenden Überblicks, Gutmütigkeit oder anderer Gründe – mehr als das notwendige Personal zu leisten kann in der derzeitigen Situation der Todesstoß für den Geschäftserfolg sein.
Gerade kleine und eher umsatzschwächere Geschäfte wirtschaften allerdings oft schon ohnehin mit minimalstem Personalstand, womit an der Schraube „Personalreduktion“ nicht mehr gedreht werden kann – ihnen helfen nur mehr höhere Verkaufspreise bei Nebenartikeln.