Wir haben mit MVG-Chef Hannes Hofer über den schmalen Grat zwischen Information und Werbung gesprochen.
Wie ist das Thema der Vereinbarkeit/Unvereinbarkeit von Trafik und sozialen Medien überhaupt aufgekommen?
Wir haben ja für uns selbst vor ein paar Jahren den Aufritt in sozialen Medien gestartet. Sieben Millionen Menschen sind im Schnitt täglich 73 Minuten in sozialen Medien, das sind ganz aktuelle Zahlen des neuen Social Media Reports 2023. Diese Medien sind unglaublich weit verbreitet, man entkommt ihnen fast nicht.
Der Vorteil ist, dass man die Inhalte selbst gestalten kann – dazu braucht man keine Redaktion. Damit können wir Geschichten aus unserer Sicht verfassen und das macht das Thema für den Kommunikationsmix interessant. Unser eigener Einstieg war auch für uns nicht ohne Fragezeichen: Gelingt es uns, mit den Beiträgen Leser zu fesseln? Und können wir dabei sensibel genug sein und nicht Rauchergegner gegen uns aufbringen? Im Rückblick sehen wir, dass das gut funktioniert.
Wieviele Trafiken sind derzeit in sozialen Medien präsent?
Wir selbst haben etwa 6.000 Follower. Ein großer Teil kommt aus dem Monopolumfeld, in dem die Trafikanten stark vertreten sind. Da hat sich in den letzten Jahren auch viel verändert – die Trafikanten werden technikaffiner und moderner. Insofern gehe ich von einer hohen dreistelligen oder gar vierstelligen Zahl von Geschäften aus.
Welcher Anteil von Trafikanten-Postings würde den angedachten Richtlinien entsprechen?
Das würde ich anders formulieren: Uns sind Profile aufgefallen, die vielleicht an der Grenze einer strikten Auslegung des Werbeverbotes sind.
Für wen kann Werbung bzw. ein Auftritt in sozialen Medien in der Funktion des Trafikanten überhaupt interessant sein? Wohl eher für spezialisierte Geschäfte, die ein vom Durchschnitt abweichendes besonderes Sortiment führen …
Wir haben selbst die Trafikanten beim Monopoltreff gefragt, inwieweit sie Präsenz auf Social Media für wichtig halten. Dazu bekamen wir viele Aussagen, dass das stark gewollt wird, weil es eine zeitgemäße Möglichkeit ist, mit seiner Community in Kontakt zu sein und zu bleiben. Die digitale Ebene gehört einfach dazu.
Laut §39 (2) des Tabakmonopolgesetzes ist Inhabern von Tabakfachgeschäften „jede andere Form der Werbung“ abseits von Trafik (innen oder außen) oder Automat verboten. Zwar meinte das Gesetz ursprünglich sicher Inserate sowie Werbespots, dies ist aber nicht explizit aufgeführt. Welchen Spielraum sieht die MVG angesichts dieser recht pauschalen Definition?
Genau darum geht es, sich hier hineinzudenken. 1996 hat die Welt anders ausgesehen und wir sehen es als zentrale Aufgabe des Monopols, die Regeln weiter zu entwickeln und sie den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Das ist ein Thema, das wir gestalten können! Und zwar ohne Gesetzesnovelle, dazu brauchen wir die Politik nicht, weil die MVG den nötigen Gestaltungsspielraum hat.
Jetzt soll gemeinsam etwas erarbeitet werden, um rechtlich wasserdichte Handlungsempfehlungen zu haben. Information über eine Trafik ist erlaubt. Punkt.
Offenbar ist es nicht gelungen, zu diesem Thema das Bundesgremium mit an Bord zu holen. Dieses beruft sich auf TabMG §39 (2) und sieht keinen verlässlichen gesetzlichen Spielraum, zumal die vorgelegten Regeln für einen Social-Media-Auftritt einer Interpretation im Einzelfall bedürfen.
Hier dürfte es ein Missverständnis gegeben haben. Offenbar wurde davon ausgegangen, dass die MVG schon ein fertiges Regelwerk hat, an dem man nicht mehr mitarbeiten kann. Was nicht der Fall ist!
Gibt es bereits eine Denkrichtung für die Guidelines?
Die haben wir natürlich. Es geht vor allem darum, den Charakter der Inhalte informativ zu halten. Alles Reißerische und Superlative gehen natürlich nicht. Wenn ich schreibe „In der Trafik gibt es auch Coffee to-go“, den man auch in anderen Geschäften bekommt, ist das völlig OK. Was gar nicht geht, ist, für das Posten Geld auszugeben, z. B. durch Einzahlen bei Facebook. Da gibt es viele Aspekte, die man gemeinsam erörtern und bewerten muss. Es gibt ja auch die Trafik-App. Aber bei Google und auf GoogleMaps gefunden zu werden ist heute einfach zeitgemäß. Das ist ein Lernprozess, den wir mit unserem eigenen Auftritt ebenso absolvieren mussten.
Das vollständige Interview können Sie ab 13. Dezember in der druckfrischen Printausgabe von TRAFIK aktuell nachlesen.