Wenn ein Bundesland mit 150 Fachgeschäften zu seinem Fachgruppentag einlädt und 142 Anmeldungen bekommt, ist das mehr als respektabel. Veranstaltungsort war wie schon 2021 der Lakeside Spitz in Klagenfurt, der großzügiges Platzangebot, eine einfache Zufahrt von der Autobahn, zahlreiche Parkplätze und einen schönen Außenbereich vereint. Dass dann trotz prächtigen Wochenend-Wetters sogar 150 Gäste von 62 Trafiken kamen, durfte das Team um den Kärntner Landesgremialobmann Wolfgang Streißnig als schönen Erfolg werten.
Umfangreiche Messe im Vorfeld
Das offizielle Programm des Fachgruppentags sollte um 15 Uhr starten, schon ab 12 Uhr lud aber die Hausmesse zum Besuch ein, die ausstellerseitig gut aufgestellt war: Sämtliche Industriepartner waren mit Messeständen und teils auch hochkarätigen Mitarbeitern vor Ort, von den Großhändlern fehlte kaum einer, die Lotterien hatten bereits einen EuroDreams-Stand und auch Kassen- und E-Loading-Anbieter waren vertreten. Automatenanbieter Uko nutzte den Fachgruppentag gar für eine Premiere seines neuen Gerätetyps.
Fragen an Hannes Hofer
Mit einer Fragerunde an den Monopolchef begann der informative Teil der Veranstaltung. Moderatorin Caviola fragte Hofer im Hinblick auf das Problem mit Cross-Border-Shopping nach der Umsatzentwicklung in Grenznähe.
„Es gibt Rückgänge bei Tabak und Zigaretten von rund fünf Prozent. Bewegung bei den Preisen in Höhe von etwa 6% sorgt zwar für ein einprozentiges Plus, gleichzeitig hat sich die Spanne aber dank innovativer Produkte wie Tabakerhitzern um vier Prozent verbessert. Damit ist angesichts einer 8%igen Inflation natürlich ein kostendeckendes Wirtschaften schwierig. Aber: Seit 2019 erlebten die Kärntner Trafikanten ein Wachstum der Handelsspanne um 27 Prozent.“
Getränke im Automaten und Kleinspirituosen waren nicht für jeden interessant; eine Trafik ist eben etwas Individuelles und Unternehmerisches. Die Fokusgruppe Handel mit MVG und WKO verfolgt deshalb die Idee, 20 Prozent der Trafikfläche für Nebenartikel zu erlauben. Das spielt natürlich auch in den Nebenartikelkatalog hinein. Zu Befürchtungen, damit Konkurrenzdenken des allgemeinen Handels anzustacheln, meinte Hofer: „Ich bin oft auf Handelstagen und hatte bei Gesprächen mit Handelsriesen wie Spar und Rewe nie den Eindruck, dass sich diese durch Produkte wie Eis und Spirituosen in Trafiken bedroht fühlen. Gegen die Umsätze, die andere machen, ist das diesbezügliche Geschäft in der Trafik dafür zu klein.“
Schlechte und gute Nachrichten
„Das Jahr 2023 ist schon in der Rezession angekommen und bei den Kärntner Trafiken ist eine leicht rückläufige Umsatzentwicklung zu beobachten“, eröffnete Geschäftsführer Sinan Ibili den WKO-Teil. „Wir haben in einer aktuellen Studie die Auswirkungen der Teuerungseffekte auf die Bilanzen von 600 Trafiken untersucht: Personal, Miete und Energiekosten drücken auf die Gewinnmarge, der bisherige Durchschnittsgewinn vor Steuern von 59.000 Euro wird durch den Kostendruck auf 31.000 Euro fast halbiert und liegt damit schon unterhalb des kalkulierten Unternehmerlohnes. Und dank Preisbindung der meisten Trafik-Produkte kann sich der Trafikant nicht mit Preiserhöhungen wehren.“
Dazu kritisierte Wolfgang Streißnig: „In Zeiten wie diesen sind Werbe- und Preisstrategien diverser Industrien auch nicht gerade förderlich. Und wir haben kein Mitspracherecht!“ Zur Frage, welche Chancen Nebenartikel in dieser Situation bieten, antwortete der Obmann: „Wir zerbrechen uns mit der MVG den Kopf. Persönlich finde ich ja: Weniger ist mehr. Viele bisherige Versuche waren für die gesamte Branche nicht so toll. Vor dem Hintergrund eines ‚rauchfreien Europas‘ 2040 werden wir tragfähige Alternativen brauchen!“
Ibili macht aber Hoffnung: „Wir haben eine Konsumenten- und Trafikantenumfrage gestartet: Welche Produkte und Dienstleistungen wünschen sich die Kunden von den Trafikanten? Hier haben rund 1.500 Konsumenten teilgenommen. Parallel haben wir die Trafikanten befragt, welche Produkte und Dienstleistungen sie in ihrer Region anbieten wollen. Diese beiden Umfragen werden wir abgleichen, um über sinnvolle Erweiterungen des Nebenartikelkatalogs zu sprechen.“
To-Do-Liste des Bundesgremiums
Zur Prioritätenliste des aktuellen Bundesgremiums erklärte Streißnig: „Dazu gehören die Monopolisierung von Pouches, die Mindest-Mindesthandelsspanne und die Freigabe von Hanf. Für Pouches gibt es ein Gutachten von MVG und WKO, demzufolge nichts dagegen spricht, diese Produkte zu monopolisieren. Zur Mindest -Mindesthandelsspanne gibt es noch keine politische Aktion, aber wir bleiben dran. Beim Hanf warten wir auf das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes – wenn das in unserem Sinne ausfällt, ist die Politik zum Handeln gezwungen.“
Dank spätsommerlichen Wetters konnte das Buffet im Innenraum oder der Abendsonne genossen werden. Foto: mh
Buffet & Smalltalk
Ein Bericht von NÖ-Obmann und CEDT-Präsident Peter Schweinschwaller über die Arbeit in Brüssel beendete die Vorträge des Fachgruppentages.
Mit der Eröffnung des Buffets stürzte sich das dankbare Publikum in den inoffiziellen Teil der Veranstaltung. Gestärkt mit Schweinsbraten, Fisch oder vegetarischer Lasagne sowie einem süßen Nachschlag war eine gute Unterlage für Getränke und lange Unterhaltungen mit Kollegen sowie Vertreter von Wirtschaftskammer oder Monopolverwaltung gegeben.
Das milde, warme Spätsommerwetter sorgte für ein gut besuchtes Freigelände bis weit nach Sonnenuntergang, und niemand hatte es eilig, nach Hause zu kommen. Die Kärntner genießen ihr Branchentreffen ganz offenkundig!
Der vollständige Artikel ist in der Printversion von TRAFIK aktuell 10/23 nachzulesen.