Wir haben den frischgebackenen Bundesgremialobmann Otmar Schwarzenbohler eine Woche nach seiner Bestellung zum Antrittsinterview gebeten. Foto: mh
Im Trio von Josef Prirschl waren Sie eher der stille Hintergrund-Arbeiter. Und ich hatte auch den Eindruck, dass Sie sich nicht um die Rolle im Vordergrund gerissen haben und sich eigentlich aus der Arbeit in der Standesvertretung zurückziehen wollten. Was gab nun den Ausschlag dafür, die Funktion des Bundesgremialobmanns zu übernehmen?
Lacht. Beide Einschätzungen stimmen. Der Stellvertreter ist ein Stück weit eine Komfort-Position, auch wenn wir natürlich alles gemeinsam gemacht haben. Es hat auch deshalb für mich gepasst, weil ich aus gesundheitlichen Gründen oft bis zu sechs Wochen ausgefallen bin. Als Frontman geht das nicht. Meine Gesundheit hat sich in den letzten Jahren aber deutlich gebessert – ich bin jetzt in medizinischen Studien drinnen und nun gesundheitlich viel stabiler.
Letztlich haben mich viele Leute – aus Wirtschaftsbund, Land, aber zunehmend auch aus der Trafikantenschaft – gefragt, ob ich nicht die Führungsrolle übernehmen möchte. Ich bin von mir aus nie aktiv geworden, weil das eigentlich nicht meiner Lebensplanung entsprochen hat und mit Wolfgang ausgemacht werden musste.
Geben Sie sich ein Zeitlimit oder ein konkretes Ziel für Ihre Tätigkeit als Bundesgremialobmann?
Nein, ich plane, die volle Periode zu bleiben. Auch deshalb gebe ich in diesem Herbst die Obmannrolle im Land ab, um mit ganzer Kraft für die österreichischen Trafikanten arbeiten zu können. Es gibt ja mehr als genug zu tun. Und ganz ehrlich: Ich mache mir jetzt schon ein wenig Sorgen, dass ich zu wenig Zeit für mein eigenes Geschäft haben werde – ohne die volle Unterstützung meiner Frau wäre meine Tätigkeit in der Interessenvertretung nicht möglich.
Denn schon als Landesobmann hat man täglich verschiedene Themen und Fragen auf dem Schreibtisch, die einem auch das beste Team nicht abnehmen kann – schließlich hat man als Obmann immer die Letztverantwortung. Das wird mit einer Bundesverantwortung nicht weniger.
Zu den bisherigen Zielen des Bundesgremiums gehörten unter anderem die Monopolisierung der Pouches und Hanf in den Trafiken. Das eine wird gerade realisiert, das andere ist politisch versprochen. Was sind die nächsten großen Brocken, die es anzusteuern und umzusetzen gilt?
Die Realisierung glaube ich erst, wenn das erste Produkt als Monopolware im Geschäft liegt – aktuell sieht jedoch alles danach aus! Alles Weitere muss in der Herbstlegistik abgearbeitet werden; damit müssen konkrete Gesetzesnovellen mit September in der Begutachtung sein, wenn sie mit Jahresbeginn 2026 umgesetzt werden sollen. Da reden wir von drei Ministerien und drei Gesetzen: Finanz, Gesundheit und Umwelt (Chemikalienrecht). Nikotinprodukte sollen vom Umwelt- zum Gesundheitsministerium wandern. Das TNSG als Nachfolger des TNRSG gehört mit allen Marktteilnehmern und dem Finanzministerium abgestimmt, damit das TNSG, das Tabaksteuergesetz und das Tabakmonopolgesetz sinnvoll in einander greifen. Die Monopolverwaltung hat dabei eine zentrale Rolle – gemeinsam werden wir die größte Reform unserer Branche der letzten Jahrzehnte anpacken und die Trafiken zukunftsfit aufstellen!
Kommen wir zum Personellen: Sie sind als Person und Persönlichkeit bekannt, auch Christian Hafner haben schon viele Nicht-Vorarlberger erlebt. Wien-Stellvertreter Daniel Schulz hingegen ist eher ein Unbekannter – weshalb und mit welcher Funktion ist er im Team?
Vorarlberg ist weit weg und ein kleines Bundesland, das oft eigene Wege geht. Wir haben den Christian als guten Rechner und für seine klaren Aussagen geholt. Daniel Schulz ist ein ruhiger, besonnener Arbeiter und hat das große Bundesland Wien hinter sich. Schon rein aus der Geographie heraus tut er sich bei kurzfristg angesetzten Terminen in Wien natürlich auch leichter. Beide übernehmen dazu auch eigene Aufgabenbereiche, die ihren Intentionen und Interessen entsprechen.
Natürlich muss jeder über alles informiert sein und wir arbeiten gemeinsam mit dem von unseren Vorgängern und dem Geschäftsführer Sinan Ibili sehr gut aufgestelltem Büro die brennenden Themen ab. Gleichzeitig möchte ich raus aus dem Reagieren-Müssen und mehr aktives Gestalten verwirklichen; auch wenn einem das Reagieren nie ganz erspart bleiben wird.
Gibt es ein Dauerthema bei der Zusammenarbeit mit der Politik?
Definitiv! Man darf als Branchenvertreter nicht müde werden, gebetsmühlenartig klar zu machen, dass eine Trafik keine „Gelddruckerei“ und auch kein automatischer Selbstläufer ist – dafür ist die offene Schere zwischen weitgehend fehlender Entscheidungshoheit über die Verkaufspreise und gleichzeitiger Mit-Betroffenheit durch Inflation, Energie-, Miet- und Personalkosten viel zu gefährlich!
Außerdem muss die Politik bedenken: Wir haben mit dem sozialpolitischen Modell Trafik die einzigartige Möglichkeit, Menschen mit einer Erwerbsminderung ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Durch die Erwerbsminderung benötigen diese Menschen aber auch zusätzliche, personelle Unterstützung und dies erfordert natürlich entsprechende wirtschaftliche Erträge – ansonsten wird das Ganze für die Betroffenen zur Selbstausbeutung!
Es erfordert auch ein konstantes Weiterdenken des Monopols, um den grundsätzlich ja sehr guten sozialpolitischen Ansatz unseres Tabakmonopols auch unter sich ändernden Bedingungen wie immer weniger Raucher und immer mehr Alternativprodukte zukunftsfit zu halten.
Das vollständige Interview können Sie ab 18. Juli der druckfrischen Printausgabe von TRAFIK aktuell entnehmen.
