Wir haben mit dem Wiener Landesgremialobmann über aktuelle Entwicklungen und vergebene Chancen gesprochen.
Die Novelle des Tabakmonopolgesetzes gibtvder MVG mehr Freiheiten in der Gestaltung des Nebenartikelkatalogs. Und Hannes Hofer spricht über die Idee, einen gewissen Prozentsatz der Geschäftsfläche für vom Trafikanten wählbare Produkte freizugeben. Das hört sich doch sehr nach einer langjährigen Forderung von Ihnen an.
Die Idee ist ja grundsätzlich nicht schlecht und ich bin sehr dankbar dafür, dass die MVG nach vielen Jahren des Redens Ideen von uns aufgreift. Der Teufel liegt aber in der Umsetzung. Das Wiener Landesgremium hat klargestellt, dass es hier um zusätzliche Flächen zu den bereits bestehenden Nebenartikelangeboten gehen muss. Immerhin sind ja Zeitungen, Pouches etc. auch Nebenartikel. 20 Prozent vom Bisherigen wäre sonst eher eine Beschränkung als eine Ausweitung! Das muss als freie Angelegenheit ohne Genehmigungen laufen und dem Unternehmer echte Freiheiten geben, Dinge auszuprobieren. Wenn daraus ein bürokratischer Akt wird, ist das schon gescheitert.
Welche Chancen billigen Sie den aktuellen Monopolisierungsbestrebungen zu?
Es werden ja laufend mehr Pouches außerhalb der Trafiken verkauft – hauptsächlich von Tankstellen, die mit Direkteinkauf deutlich besser verdienen als beim Einkauf in der Trafik.
Die Angst vor sinkenden Margen bei Monopolisierung teile ich nicht. Angesichts unserer Einkaufspreise hat der Großhandel das Problem offenbar schon vorab eingepreist. Und auf unserer Seite kommt es darauf an, wie man es anlegt; mit vernünftigen EKs, Steuer und VKs kann das funktionieren. Dazu muss man halt auch die Chance zur freien Kalkulation bei Nebenartikeln nutzen!
Offensichtlich möchte sich die Politik generell nicht mit Monopolisierungen befassen. Ob das wohl mit dem missglückten, weil handwerklich schlecht gemachten Versuch mit E-Zigaretten 2015 zusammenhängt?
Das kann durchaus sein. Im Unterschied zu damals haben wir aber heute keine reinen Pouches-Händler, was die Voraussetzungen ändert. Wenn Tankstellen die Pouches verlieren, können sie sich nicht aufregen. Für die Politik wäre es an der Zeit, aus gemachten Fehlern zu lernen. Wenn man eine Monopolisierung an den Punkten kontrollierte Abgabe, Jugendschutz, Gesundheit und generell an „Nikotin“ aufhängt, dann geht das auch durch. Nikotinprodukte geben den Kick, den sich der Raucher holt bzw. geholt hat. Nachfolgeprodukte mit Nikotin müssten also folgerichtig ebenso Monopolprodukte sein.
Mit welchem Verhalten und welchen Ideen können Trafikanten ihr Geschäft besser aufstellen, für mehr Kundenbindung und höhere Umsätze sowie Erträge sorgen?
Hier geht es immer noch um Basics, wie die bestehende Warenwirtschaft genutzt wird, wie man die Waren präsentiert, was man anbietet und zu welchem Preis. Das müssen nicht ausschließlich die hochpreisigen Dinge sein, aber man kann die Breite und die Präsentation des Billigsegments auch übertreiben: Kein Supermarkt stellt die billigsten Produkte an den prominentesten Platz – dort findet sich das teure Zeug. Dass es BIC-Feuerzeuge bei mir gibt, weiß eh jeder. Deswegen stelle ich auf die Theke jene Dinge, an denen ich besser verdiene und die es nicht überall gibt. Je weniger vergleichbar man ist, desto besser!

Welche Rolle spielt dabei das Erscheinungsbild des Geschäfts? Von der frisch geputzten Hochglanztrafik bis zum finsteren Loch mit blinden Schaufenstern findet sich ja so ziemlich alles …
Das spielt eine riesige Rolle! Wenn ein Kunde bei so prinzipiellen Dingen wie Licht, Sauberkeit oder Freundlichkeit nicht zufrieden ist, sagt er mir das nicht. Er geht zur nächsten Trafik, wo es sauberer ist und er freundlicher behandelt wird.
Wie erleben Sie – sowohl als Trafikant als auch als Wien-Chef – dieses Jahr?
Durchwachsen und spannend. Was die Trafiken in Wohngegenden während der Corona-Zeit zusätzlich lukriert haben geht zurück; nicht auf den vorherigen Stand, aber doch.
Beim Thema Hanf wird gerade die einmalige Chance verpasst, ein gefragtes Produkt – auch jenseits von 0,3 % THC – kontrolliert zu verkaufen. Noch dazu ließe sich hochqualitativer Hanf problemlos in Österreich produzieren. Die Politik benimmt sich da wie die drei Affen: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Wir Trafikanten wissen anhand der Mengen von King-Size-Papers ja sehr wohl, was in diesen gerollt und geraucht wird.
Das vollständige Interview können Sie seit 15. November in der druckfrischen Printausgabe nachlesen.